Interview mit Frau Kristina Kunth, Hebamme aus der Lüneburger Nordheide

ammely: Liebe Frau Kunth, herzlichen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für uns nehmen. Erzählen Sie doch einmal kurz von sich. 

Kristina Kunth: Hallo, ich bin Hebamme auf dem zweiten Bildungsweg. Zunächst habe ich viele Jahre als Krankenschwester gearbeitet, da es sehr schwer war, einen Ausbildungsplatz zur Hebamme zu ergattern. Aber nach einigen Jahres des Wartens habe ich dann meine Ausbildung in verkürzter Form durchgeführt und dann viele Jahre bei Buchholz in einer Hebammenpraxis gearbeitet. Dort habe ich alles außer Geburtshilfe durchgeführt, da dies mit Kindern doch etwas schwierig für mich war. 

ammely: Frau Kunth, wie haben Sie zum ersten Mal von ammely erfahren? 

Kristina Kunth: Über ammely habe ich durch Facebook darüber erfahren. Ich habe aktiv nach online Tools für die Videoberatung gesucht. 

Als ich gesehen habe, dass die Plattform vom DHV betrieben wird, wusste ich, dass diese seriös ist. Außerdem finde ich es super, dass das Tool DSGVO-konform ist und ich somit die Chance habe, jederzeit auf online Beratungen switchen zu können, wenn ich mag. Zoom, was ich bisher genutzt hatte, ist ja leider nicht DSGVO-konform. 

Vor der Pandemie hätte ich niemals gedacht, wie gut solche Online-Kurse und Termine funktionieren können. Ich habe total unterschätzt, dass die Videokurse und Termine auch über Tools wie Zoom und Co so persönlich werden können – und so eine intime Atmosphäre entstehen kann. Das finde ich wirklich super. 

Insbesondere für die Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, sind Präsenzkurse besonders wichtig, um sich auszutauschen mit anderen und auch den Partnern. Aber bei den anderen Frauen sind mittlerweile sogar viele froh, dass die Termine auch online stattfinden. Die Nutzerinnen gewöhnen sich total an das neue Format. Aktuell habe ich sogar 24 Frauen in einem Online-Kurs – und die Nachfrage bleibt bestehen.

ammely: Sie waren eine der ersten Hebammen, die auf ammely Videosprechstunden angeboten hat. Was können Sie bereits davon erzählen?

Kristina Kunth: Ich habe in der kurzen Zeit bereits acht Frauen und davon 5 Brennpunkt-Frauen, die schwer deutschsprachig waren, betreut. Hier ging es vor allem um klassische Themen im Wochenbett – aus Hebammensicht ganz normale Themen. Aber Mütter, die nicht informiert sind, bekommen Panik, was total verständlich ist. Häufig sind das Frauen, die ursprünglich keine Hebamme wollten, weil sie ihre Mama & Co haben und davon überzeugt waren, dass sie keine Hebamme brauchen würden.  Aber wenn dann das Baby da ist und das Kind über eine Stunde am Stück weint, dann ist die Hebamme doch Gold wert. 


Für diese Frauen ist so eine Sprechstunde sogar als präventiv anzusehen, denn so erlangen sie ebenso Wissen für zukünftige Schwangerschaften.

Diese Erfahrung in den Videosprechstunden hat mich sehr beeindruckt, weil solche Frauen sonst sehr untergehen und gänzlich ohne Betreuung bleiben. Lediglich Familien-Hebammen haben eine Chance an solche Frauen heranzukommen. Dabei ist der Hebammenberuf genau für diese Personengruppen so wichtig. Sowohl für Themen wie Ernährung als auch für die Verhütung etc. Und genau dieser Teil meines Berufs, fehlt mir, da ich in der Vergangenheit viel Frauen aus Ober- und Mittelschicht betreut habe.

Nach meiner Elternzeit möchte ich gern voll bei ammely online einsteigen, weil mir das so viel Flexibilität bietet. Persönliche Beratung ist für viele Hebammen-Kolleginnen ein wichtiger Bestandteil. Für diese Kolleginnen ist mein Fokus nicht nachvollziehbar. Aber ich bin der Meinung, dass es Sinn macht, sich zu weiterzuentwickeln. Fördern, auch wenn noch nicht ausgereift ist, damit sich die Plattform so entwickeln kann. Ich finde, das ist wie mit der E-Mobilität. Auch wenn es dort gefühlt noch nicht die richtige Entwicklung gibt, die Hauptsache ist, wir unterstützen überhaupt eine Entwicklung, statt beim Dieselmotor zu bleiben. Bis die Politik eine Lösung für den Hebammenmangel hat und die Hebammenarbeit besser bezahlt und anerkannt wird, wird noch viel Zeit vergehen. Bis dahin braucht es Lösungen wie ammely und die Unterstützung durch online Angebote. 

ammely: Wie können wir Hebammen von ammely überzeugen? Was wären für Sie die überzeugenden Argumente? 

Kristina Kunth: Wir bekommen die Hebammen nur über die Vernunft, nicht über das Geld. Eine gute Argumentation ist, dass dieses Angebot vor allem für Frauen ist, die Scheu vor Hebammen haben. Das sind beispielsweise rauchende Frauen. Diese Frauen müssen wir schon während der Schwangerschaft erreichen und ihnen an der Seite stehen, z.B. beim Entwöhnprogramm während Schwangerschaft. Doch genau diese Frauen, bei denen unser Rat und unsere Unterstützung so entscheidend wäre, suchen sich aus Scham meist keine reguläre Hebamme. 

Ein anderes Beispiel: Frauen mit patriarchalischen Strukturen zu Hause. Hier passiert es häufig, dass die Frau noch Geburtsverletzungen hat, aber der Mann bereits wieder Geschlechtsverkehr möchte. Hier passiert es häufig, dass die Frau dann, während der Mann auf Arbeit ist, einen Termin über die ammely Videosprechstunde bucht. Genau auf diese Frauen lege ich meinen Fokus. Hier können wir einen echten Unterschied machen. 

Zusätzlich ist ammely Win-Win für beide Partien. Z.B. wenn ich krank bin mit Erkältung oder aufgrund meiner familiären Situation keine großen Touren fahren kann besteht weiterhin die Möglichkeit wirtschaftlich von zuhause arbeiten. 

Der letzte, wirklich große Vorteil ist, dass ich hier Frauen annehmen kann, ohne Angst zu haben, dass diese Frauen auch danach weiterhin häufig anruft. Die Termine bei ammely sind einmalig – und somit gut planbar. Meine regulär betreuten Frauen haben hier eine deutlich niedrigere Hemmschwelle und rufen mich zu allen Tages- und Nachtzeiten an. 

ammely: Können Sie noch ein paar Erfahrungen von Ihren ersten Terminen teilen? 

Kristina Kunth: Die erste Probephase war noch etwas holprig. Ich wusste anfangs nicht, dass die Sprechstunde frei einstellbar ist – aber mittlerweile habe ich mich ganz gut in das Tool reingefuchst. Wichtig war mir hier das Webinar mit dem ammely Team, das hat schon mal Hürden abgebaut. 

Meistens dauern die Termine 45 Minuten. Diese Zeit wird häufig auch voll ausgeschöpft. Danach frage ich in der Regel, ob die Frau noch weiteren Bedarf hat. Meistens brauchen sie erst einmal keinen weiteren Termin. Sollte sie ihre Meinung nochmal  ändern, dann kann sie sich noch einmal separat einen Termin via ammely buchen – unabhängig davon, dass auch eine andere Kollegin betreuen könnte. 

In der physischen Hebammerei vor Ort werden die Termine meist auch voll ausgeschöpft. Bei ammely sind es mehr akute Probleme, die behandelt werden. Das Wissen bei den Frauen, jederzeit wieder bei ammely anrufen zu können macht das Angebot präventiv und hilft gelassen zu bleiben. Grad beim ersten Kind brauchen die Eltern ein Sicherheitsnetz um sich herum. 

ammely: Welches sind die häufigsten Themen, die in der Sprechstunde besprochen werden?

Kristina Kunth: Fragen in der Frühschwangerschaft, da hier besonders viele Fragen bestehen – aber bei den Gynäkologen in der Regel nur 7 Minuten pro Termin Zeit verfügbar ist – bei den Hebammen aber viel mehr. 

Und als weiteres Hauptthema ist insbesondere das Frühwochenbett, bis 4 Wochen nach der Geburt und dann generell im Wochenbett. Insbesondere kurz nach der Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Da hier besonders ausgeprägte Sorgen und Ängste bestehen. Auch Schüttelfrost und Lymph Einschuss im Wochenbett kamen häufiger vor, aber genauso neue Aktivitäten des Babys wie Pupsen, Röcheln und so weiter. Hier stellen sich die Eltern häufig die Frage: “Ist das normal?”. 

Ich bin der Meinung, dass hier ein bis zwei online Beratungen bereits reichen könnten, um die Frauen, die sonst keine Betreuung durch eine Hebamme haben, zumindest grob unterstützen zu können. An der Stelle hilft es ebenso grobe Auffälligkeiten wie Gelbsucht abzuklären und sie im Zweifel zum Kinderarzt zu schicken.

ammely: Wie gehen Sie an die Gespräche mit Neuklientinnen bei ammely heran? 

Kristina Kunth: Ganz spontan und flexibel. Ich gehe auf die Fragen der Frau ein. Die Fragen hat die Frau ja bereits vorab über das Tool gestellt. Darauf gehe ich dann Schritt für Schritt ein und frage dann zum Thema Stillen, Schlafen, Stuhlgang, Stillverhalten & Co. Erst am Schluss gehe ich dann auf nicht so schlimme Themen wie z.B. “Haut des Babys schält sich” ein und auf das, worüber sich die Eltern am meisten Sorgen machen. Vor allem die Frage: “Bekommt mein Kind genug Milch?” kommt häufig vor. Nebenbei werfe ich dann einen Blick auf das Kind, ohne dass die Frau das merkt. 

ammely: Viele Hebammen, mit denen wir sprechen, sind sich bzgl. der Videoberatung noch etwas unsicher. Insbesondere die Themen Abrechnung & Co. führen hier zu Verunsicherung. Könnten Sie so nett sein und hier einmal ein wenig erläutern, wie Sie die Sprechstunde von Anfang bis Ende durchführen und dann auch abrechnen?

Kristina Kunth: Hier gehe ich recht einfach vor. In der Regel ist das “Nicht aufsuchendes Wochenbett” – das trage ich dann einfach in meinem AZH Bogen ein und das sind dann ca. 31 EUR brutto. 

Die automatische Abrechnung-Mail, die von ammely abgeschickt wird, hat noch nicht ideal geklappt – aber finde ich gut und sollte im Idealfall noch weiter ausgebaut werden. Hier benötigt man dann Positionsnummer, die Daten der Frau, Uhrzeit.

Wichtig: Die Beratung muss mind. 21 Minuten lang sein. Sonst, wenn es weniger als 20 Minuten sind, kann ich nur 7,89 EUR für telefonische Beratung abrechnen, was sich dann nicht lohnt. 

ammely: Haben Sie sonst noch Punkte, die Sie gerne zu ammely anbringen möchten? 

Kristina Kunth: Auch die Kurssuche funktioniert super über ammely.de und hier habe ich im letzten Kurs über 6 Frauen alleine über ammely gefunden. 

Mein großer Wunsch: Abrechnung mit einem Knopfdruck. Eine Bestätigungsmail wäre super, wenn die direkt nach dem Termin kommt und dann ausgedruckt werden kann. 

Ansonsten finde ich das Tool recht übersichtlich – lediglich der Kalender war anfangs noch etwas kniffelig. Eine Art “Refresher-Webinar wäre klasse. Entgeltlich wäre durchaus möglich, das muss nicht alles immer kostenlos sein. Mir fehlt noch etwas das All-in-One Prinzip – ich kann noch nicht alle Termine auf einmal angeben – das ist noch nicht ganz übersichtlich. Aber ich fuchse mich da immer weiter rein. 

Mich haben sie mit dieser Plattform glücklich gemacht. Die passt super zu meinem Lebensmodell als Mama und bietet mir die Flexibilität, die ich brauche. Ich bin sicher, wenn die Mundpropaganda startet, dann wird dieses Programm durch die Decke gehen. 

Liebe Frau Kunth, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

Ihr ammely Team


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